Hellmuth Freyberger & Harald J. Freyberger
Ganz normale Männer und ganz normale Familien? Ein Beitrag zur Nazitäter-Psychologie unter Einschluss von zwei Buchrezensionen (PDF)
psychosozial 108 (2007), 85-99
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Die in der Diskussion um die Psyche von nationalsozialistischen Gewalttätern in der Zeit der Nazi-Herrschaft zwischen 1933 und 1945 geäußerte Vorstellung, nach der es sich bei den Tätern um »ganz normale Männer« aus »ganz normalen Familien« gehandelt hat, wird vor psychoanalytischem Hintergrund zurückgewiesen. In der Argumentation wird auf ausgewählte Beispiele von Beschreibungen und Wahrnehmungen von Nazi-Tätern Bezug genommen: (1) In Abgrenzung zu H. Arendts Einschätzungen anlässlich des Prozesses gegen Adolf Eichmann 1961 in Israel wird Eichmann aus psychodynamischer Sicht als eine Persönlichkeit mit Anteilen einer posttraumatischen Belastungsstörung und dissoziativem Erleben geschildert. (2) Drei Thesen, die C. Browning zu seiner Überzeugung von Nazi-Tätern als »ganz normalen Männern« aufgestellt hat, werden mit Gegenthesen konfrontiert. (3) Den Versuchen der Aufrechterhaltung des Bildes von Nazi-Tätern als ganz normalen Männern aus ganz normalen Familien in zwei Publikationen von 2005, H. Welzers Buch »Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder wurden« und K. Himmlers Buch »Die Brüder Himmler. Eine deutsche Familiengeschichte«, wird die Überzeugung entgegen gehalten, dass es sich in den beschriebenen Fällen diagnostisch um narzisstische Störungen (mit Schwerpunkt auf pathologischem und malignen Narzissmus) handelt. Zum Abschluss werden Bezüge zur psychohistorischen Fallstudie von H.-J. Wirth über Slobodan Milosevic hergestellt.
Stichworte: Täter, Holocaust, Psychopathologie, Narzissmus, Narzisstische Persönlichkeit, Dissoziative Störungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Psychodynamik
Keywords: Perpetrators, Holocaust, Psychopathology, Narcissism, Narcissistic Personality Disorder, Dissociative Disorders, Posttraumatic Stress Disorder, Psychodynamics
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