Ortrun Jürgensen
Weibliche Lebensmitte als Psychologie der Östrogene? (PDF)
psychosozial 60 (1995), 33-40
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Der Mythos, dass der Wegfall der Östrogene in der Lebensmitte zu dauerhaften psychischen Veränderungen bei Frauen führt, wird auf der Grundlage vorliegender empirischer Befunde kritisch hinterfragt. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass ausschließlich vasomotorische Symptome und Schlafstörungen eindeutig östrogenmangelbedingt sind. Schicksalsschläge in der Lebensmitte, etwa der Verlust von Partnern oder Kindern sowie allgemeine Lebensunzufriedenheit und sexuelle Unzufriedenheit, können nicht dem Mangel an Östrogenen zugeschrieben werden. Dies wird anhand klinischer Fallbeispiele sowie der Auswertung einer Stichprobe von 425 Klientinnen einer Menopausensprechstunde gezeigt. Außerdem wird auf das Bild der klimakterischen Frau im Spiegel einiger männlicher Erzähler und auf Selbstdarstellungen in Biographien von Frauen hingewiesen. Weder die sexuelle Unzufriedenheit (etwa der Hälfte der untersuchten Frauen) noch die allgemeine Lebenszufriedenheit (etwa 30 Prozent der untersuchten Frauen) wurden von den Frauen selbst oder von den Untersuchern dem Mangel an Östrogenen zugeschrieben. Ein Beschwerdenvergleich über 60-jähriger Frauen mit menopausalen Frauen zeigte, dass menopausenspezifische Symptome, vasomotorische Erscheinungen und Schlaflosigkeit sowie auch Dysphorie bei den älteren Frauen deutlich abnehmen. Der Anteil alleinlebender Frauen über 60 Jahre stieg drastisch an. Es wird betont, dass am Ansteigen psychosozialer Defizite in der Lebensmitte und danach kein Zweifel besteht, dass es jedoch in den Bereich der Mythologie gehört, sie dem Wegfall der Östrogene zuzuordnen.
Stichworte: Klimakterium, Östrogene, Entwicklung im Erwachsenenalter, Lebenszufriedenheit, Lebensereignisse, Alleinleben, Symptome, Frauen
Keywords: Menopause, Estrogens, Adult Development, Life Satisfaction, Life Experiences, Living Alone, Symptoms, Human Females
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