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26 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: November 2025
Bestell-Nr.: 26794
https://doi.org/10.30820/0171-3434-2025-4-27
»psychosozial«
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Jürgen Straub

Wenn Andere Ekel erregen (sollen) (PDF)

Zur Psycho-Sozio-Logik und Politik der Abjektivierung und Abjektion

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Menschen sind leibliche Vernunftund Gefühlswesen. Ihr individuelles und kollektives Handeln wird häufig durch bewusste oder unbewusste Gefühle bestimmt. Diese anthropologische Tatsache lässt sich politisch instrumentalisieren. Das geschieht etwa in all jenen Fällen, in denen politische Akteur:innen mit sprachlichen und bildlichen Mitteln versuchen, bestimmte Andere oder Fremde zu Abjekten zu machen. Der Beitrag erläutert im Anschluss an Thomas Fuchs’ Phänomenologie verkörperter Gefühle, an Aurel Kolnais Phänomenologie feindlicher Gefühle und an Julia Kristevas psychoanalytische Theorie der Abjektion, wie sich der Ekel als paradigmatisches Phänomen der Interaffektivität und als Politikum begreifen lässt. Der Ekel erfüllt elementare soziale und psychische Funktionen. Abjekte und die von ihnen ausgelösten sowie darauf gerichteten Ekelregungen stehen oftmals im Dienst der Aufrechterhaltung einer gesellschaftlichen oder gemeinschaftlichen Ordnung sowie der psychischen Funktionsfähigkeit von sich überlegen wähnenden Personen. Der Beitrag plädiert für die sozialund kulturpsychologische, mikrosoziologische Analyse von Abjektivierungen und Abjektionen im Feld einer (interund trans-)disziplinären Forschung, die sich für symbolische, psychische und physische Formen der Gewalt und deren praktischen Zusammenhang interessiert.

Abstract:
Humans are rational and emotional beings. Their individual and collective actions are often determined by conscious or unconscious feelings. This anthropological fact can be exploited politically. This happens, for example, in all those cases in which political actors use linguistic and visual means to try to turn certain others or strangers into abjects. Following Thomas Fuchs’ phenomenology of embodied emotions, Aurel Kolnai’s phenomenology of hostile emotions, and Julia Kristeva’s psychoanalytic theory of abjection, this article explains how disgust can be understood as a paradigmatic phenomenon of interaffectivity and as a political issue. Disgust fulfills elementary social and psychological functions. Abjects and the feelings of disgust they trigger and elicit often serve to maintain social or communal order and the psychological functioning of people who consider themselves superior. The article advocates for the social and cultural psychological, micro-sociological analysis of abjectification and abjection in the field of (interand trans-)disciplinary research, which is interested in symbolic, psychological, and physical forms of violence and their practical context.