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18 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2025
Bestell-Nr.: 26779
https://doi.org/10.30820/0171-3434-2025-2-89
»psychosozial«
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Martin Altmeyer

Die Legende vom vorsozialen Selbst: Trieborthodoxie oder Modernisierung der Psychoanalyse (PDF)

Zur Kontroverse zwischen Joel Whitebook und Axel Honneth

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Das werdende Selbst ist bis in seinen Kern vom Anderen affiziert, das Triebleben in soziokulturelle Dynamiken eingebettet, die psychische mit der äußeren Realität verknüpft. Individuierung und Vergesellschaftung sind zwei Seiten der mentalen Entwicklung. Die Paradoxien des Selbst, die sich aus dieser Verbundenheit von Seelenleben und Lebenswelt ergeben, hat Donald W. Winnicott als erster auf den psychoanalytischen Begriff gebracht. Auf ihn kann sich Joel Whitebook jedenfalls nicht berufen, wenn er in seiner Attacke auf die intersubjektive Wende der Psychoanalyse im Allgemeinen und die psychoanalytisch aufgeklärte Anerkennungstheorie Axel Honneths im Besonderen weiter an der Legende vom vorsozialen Selbst strickt. So fällt sein Vorwurf, Honneth missbrauche Winnicott, auf ihn selbst zurück. Im Geist psychoanalytischer Orthodoxie wehrt sich Whitebook gegen eine notwendige Modernisierung unserer Profession, und zwar auf verschiedenen Ebenen: indem er am Dualismus festhält, den Freud von Descartes übernommen hat (1); indem er Adornos Revisionismusvorwurf gegen Abweichungen von der Triebtheorie reanimiert (2); indem er die »Amöbensage« (Michael Balint) vom primären Narzissmus fortschreibt, die allen entwicklungspsychologischen Befunden widerspricht (3); indem er sich dem kleinianischen Identitätsdiskurs in der unseligen Tradition psychoanalytischer Abund Ausgrenzung anschließt (4); und indem er schließlich die Vermittlungsaufgabe der Psyche verkennt, die als ein Beziehungsorgan Subjektivität, Intersubjektivität und Objektivität zusammenhält (5).

Abstract:
The becoming self is affected by the other down to its very core. The instinctual life is embedded in socio-cultural dynamics. The psychic reality is deeply linked to the outer reality. Individuation and socialisation are two sides of the mental development. It was Donald Winnicott who first conceptualized those paradoxes of the self originating in the early connectedness of mental and social life. This is why Joel Whitebook should not refer to Winnicott in his general attack on the intersubjective turn in psychoanalysis and his specific attack on Honneths psychoanalytically informed theory of recognition in order to continue diligently the legend of a presocial self. Blaming Honneth for his »misuse of Winnicott« falls right back to Whitebook himself. He defends psychoanalytic orthodoxy against the necessary modernisation of our discipline in any respect: by adhering to the cartesian dualism which Freud once adopted (1); by reanimating Adorno’s verdict against »revisionism« who defended the »revolutionary« drive-theory against dissidence (2); by perpetuating the »amoeba saga« (Michael Balint) of a primary narcissism which contradicts all empirical findings of infant research (3); by participating in the kleinian identity-discourse which excludes dissenting conceptions in the fatal tradition of demarcation and exclusion (4); and finally by ignoring the mediating role of the psyche as a relational organ that tries to save the cohesion of subjectivity, intersubjectivity and objectivity (5).
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